Musik marketing blog

Focus on: TikTok

22.1.2020
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VERENA BÖßMANN

Das Jahr ist (fast) noch jung und so auch unser erstes Fokus-Thema TikTok. Obwohl die Plattform gerade für die jüngeren Generationen längst keine Neuheit mehr ist.

Das Jahr ist (fast) noch jung und so auch unser erstes Fokus-Thema TikTok. Obwohl die Plattform gerade für die jüngeren Generationen längst keine Neuheit mehr ist. Schon in unseren letzten Artikeln tauchte die Plattform immer mal wieder aus, zuletzt Online Music Marketing Checkup 2020. Jetzt stecken wir unsere Marketing-Nasen mal etwas tiefer in die App mit der jungen Zielgruppe.

Allgemeines – TikTok’s Mission

TikTok ist ursprünglich aus der Lipsync-Plattform Musical.ly hervorgegangen (falls du dich daran noch erinnerst). Damals war es das große Ding seine liebsten Songs in einer Art „Mini-Playback-Show“ ins Handy zu gröhlen (die Schlauen haben vorher geübt) und sich dabei zu filmen. Inzwischen hat der prominentere Nachfolger TikTok mehr als 800 Millionen monatlich aktive Nutzer in über 150 Ländern. Ein großer Teil der Nutzer kommt dabei aus China. Populär ist die Plattform insbesondere bei den 16-24 jährigen.

Laut eigenen Angaben besteht die Mission der App darin „die Kreativität, das Wissen und wichtige Momente des Alltagslebens aufzunehmen und zu teilen. Die Plattform ist ein Zuhause für kreative Videos, die für authentische, inspirierende und lustige Erfahrungen sorgen“ (Quelle: https://www.tiktok.com/about). Und genauso solltest du die App auch nutzen. Wer sich denkt, dass TikTok eine tolle Plattform ist, auf die man einfach seine Instagram-Inhalte spiegelt kann, der irrt sich gewaltig. Für jede Social Media Plattform gilt die gleiche Regel: Gib den Menschen dort einen Grund dir und deinen Inhalten zu folgen! Weitergedacht: Kreiere individuelle Inhalte für jede einzelne Plattform. Denn nicht nur die Bild- und Video-Formate sind mitunter verschieden, sondern auch die „Konsumenten“.

Dabei sei auch ein wichtiger Unterschied zu Facebook, Instagram und Co. genannt: Der Algorithmus! Im Gegensatz zu Facebook und Instagram geht es auf TikTok viel stärker um die Inhalte. Vorgeschlagene Inhalte basieren hier eher auf dem Nutzerverhalten (also welche Videos wurden bisher geschaut) und weniger um das Gesamtbild inkl. der „Freundeskreise“, so wie es z.B. auf Facebook und Instagram mit reinspielt. Grundsätzlich gilt natürlich auf allen Plattformen, dass guter Content immer die Nase vorne hat. Aber auf TikTok eben noch etwas mehr …

Der perfekte TikTok Flow

Seit es Social Media Plattformen gibt, sucht jeder nach dem goldenen Plan, der auf alles anwendbar unumgänglich Erfolge verspricht. Unsere Meinung dazu: Vergiss es!

Soziale Netzwerke wollen und sollen individuell sein. Und das ist auch gut so! Wenn jeder einem Template folgt und frontal drauf los kommuniziert, dann haben wir einfach nur ein Bündel gleicher Seiten mit dem gleichen Aufbau, aber keine Interaktion.

Wer sich aber über den Interaktionsgedanken der sozialen Netzwerke im Klaren ist, der kann durchaus auch seine Musik über diese Wege unter die Leute bringen. Das kann dein Artist-Image enorm stärken. Dazu haben wir hier einen kleinen Guide zusammengestellt, beginnend mit der Best-Practice-Recherche.

Best-Practice-Recherche

Klingt einfach und kann es auch sein! Schau dir erstmal an, wer welche Inhalte zu welchem Zweck veröffentlicht und welche Inhalte wirklich gut laufen. Um die richtige Zielgruppe auf TikTok für deine Musik zu finden, ist ggf. etwas Recherche notwendig. Im Idealfall kannst du sogar Kontakte zu ein paar Content Creators knüpfen und ab und zu mal gemeinsame Sache machen. In den Top-10-Listen von Hutter Consult findest du z.B. einen Überblick zu den besten Videos und Content Creators des letzten Jahres.

Einen Content-Plan anlegen

Hier etwas Input, den du bei allen Videos für TikTok bedenken solltest:

  • Hochformat (9:16)
  • Authentische Inhalte (das kann auch animiert sein. Wichtig ist, dass es zu dir und deinem Style passt und ein Wiederekennungswert auch auf anderen Social Media Kanälen erkennbar ist)
  • Spannung, Spiel und … Aufmerksamkeit! Die erste Sekunde ist der wichtigste Moment deines ganzen Videos. Dein Content muss den potenziellen Fan visuell einfangen, bevor er zum nächsten Video weitergeht. Kreiere also immer einen knackigen, spannenden Start
  • Keep it short – 60 Sekunden hören sich erstmal kurz an, können aber inhaltlich verdammt langwierig zu füllen sein, wenn du deine Sache wirklich gut machst und spannende Videos kreierst
  • Qualität vor Quantität – klar, jeder sagt, dass man so häufig wie möglich posten soll. Aber vergiss dabei nicht, dass du nichts in Netz pusten solltest, nur um mal wieder was abgesondert zu haben. Sowas bleibt im schlimmsten Fall an deinem Image hängen und kostet dich Follower.

Trendsetter voran

Klar, jeder möchte ein virales Video nach dem anderen ins Internet schicken. Aber das klappt nicht immer mit sturem Nachahmen von Trends. Bessere Chancen hast du, wenn du selbst zum Trendsetter wirst und mit etwas Mut ausprobierst eigene Impulse zu setzen. Das kann unterschiedlich aussehen, z.B.:

  • Ein eigener, neuer Tanz
  • Ein ganz neuer, eigener Soundstyle
  • Ein abgefahrener, neuer Videostil, den es so noch nicht gibt
  • Eine eigene, neue (kuriose) Challenge
  • Oder, oder, oder (bzw. neu, neu, neu)

Klingelt’s? Genau, das Wörtchen „neu“, also die Innovation ist der wichtige Kernfaktor. Und wenn du so etwas passend zu seinem Image gefunden hast, vergiss nicht auch den passenden Hashtag gleich mit zu implementieren 😉 So hast du die Chance den Viralitätsfaktor deines Videos zu verfolgen und zu sehen, wen du noch inspiriert hast auf deinen neuen Zug aufzuspringen.

Sei liebenswert

Gehen wir mal davon aus, dass deine Musik viel Anklang findet auf TikTok und die Menschen deine Tracks für ihre eigenen (viralen) Videoideen genutzt haben. Dann ist es an dir, das Ganze auch aufzugreifen und den Fans deiner Musik etwas zurückzugeben. Wertschätze die Arbeit, die sich andere gemacht haben, um dich in den Vordergrund zu heben und belohne sie mit Aufmerksamkeit deinerseits. So gewinnst du wiederum neue Fans und die Bindung zwischen dir und deinen Followern wird gestärkt.

Das Drama um die Follower-Zahl

Follower werden heutzutage gerne als die „Währung der jungen Leute“ bezeichnet. Bedenke aber immer auch den Wechselkurs. Viele Follower, die nicht deiner Zielgruppe entsprechen (sondern bspw. eingekauft oder ungerichtet mit beworbenen Posts abgefischt wurden), sind weniger Wert als weniger hochspezifische Follower. Was ist dir lieber? 10.000 Leute, die nur ab und zu mal was von deinen Inhalten liken, oder 1.000 Leute, von denen die Hälfte deine Musik aktiv streamt? Wenn du einen langfristigen monetären Gegenwert aus deiner musikalischen Tätigkeit ziehen möchtest, würden wir die 1.000 spezifischen Fans empfehlen …

Wie sieht TikTok’s Zukunft aus?

Alle Zeichen stehen auf WACHSTUM! Das zeigt auf die Statistik mit der Entwicklung der monatlich aktiven TikTok Nutzer alleine über Android (Angaben in Millionen).

Anzahl der monatlich aktiven Nutzer von TikTok über Android weltweit von Januar 2017 bis Dezember 2019_in Mio
Anzahl der monatlich aktiven Nutzer von TikTok über Android weltweit von Januar 2017 bis Dezember 2019 in Mio. (Statista, 2020)

Dass die App-Hersteller aber noch nicht überall auf der Welt eine vernünftige Vergütung der Musiklizenzen vereinbart haben, ist bekannt. Dennoch (oder gerade deshalb) strebt das mitunter von der Musik abhängige, starke Wachstum der Plattform neue Nutzungs-Möglichkeiten an. Aktuell soll TikTok das Potenzial von Streaming-Partnerschaften prüfen. Dabei sollen Möglichkeiten von Musik-Downloads und eigener, nutzerbasierter Musikbibliotheken im Gespräch sein.

Auch im Bereich „Social Commerce“ werden neue Optionen geprüft. Getestet wird offenbar, wie sich die Links zu eCommerce Shopping-Möglichkeiten am besten in Benutzer-Bios oder direkt in Videos einfügen lassen.

Werben auf TikTok

Logischerweise kommt am Ende immer auch die Frage auf, wie man den ganzen Prozess des „Berühmtwerdens“ noch ein bisschen beschleunigen kann. Hier sei nochmals kurz der Unterschied zwischen Marketing und Werbung genannt:

Marketing = marktorientierte Unternehmensführung (also kurz gesagt die Gesamtheit aus Preispolitik, Produktpolitik, Distributionspolitik, Promotion)

Werbung = ein Teil von Marketing, der aber nur auf fruchtbaren Boden fallen kann, wenn auch der Rest stimmt!

Es gilt immer erst die organischen Möglichkeiten auszuschöpfen, bevor man in den Werbebudget-Topf greift. Die Möglichkeiten auf TikTok sind größer, als man denkt.

Beispiele für organische (Werbe-) Aktionen

  • Branded Hashtag Challenges (Beispiel: #InMyDenim-Challenge von der Modefirma Guess)
  • Influencer Marketing (Beispiel: Die Film-Promo von „Bohemian Rhapsody“ mit einer Influencer-unterstützten #wewillrockyou Challenge)
  • Branded Sticker (Beispiel: NFL Player AR Aufkleber zum Superbowl 2019)

Natürlich kann man auch auf TikTok mit etwas Werbebudget um sich werfen, wenn man möchte. Aber Vorsicht – gutes Targeting der richtigen Zielgruppe ist extrem wichtig, um das Geld nicht sinnlos zu verpulvern. Denke an den Vergleich zur Währung, den wir vorhin gezogen haben.

Anzeigenschaltung auf TikTok

Bisher sind die guten alten Werbeschaltungen in Europa auf Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien begrenzt (zumindest bis jetzt noch). Das funktioniert bisher als Self-Service auf CPC-Basis. Das soll sich aber bald ändern. Außerhalb von Europa sieht die Werbelandschaft schon etwas voller aus. So dürften schon länger werbewillige Nutzer und Unternehmen aus den USA, Japan, Russland, Türkei, Indien, Thailand u.v.m. ihr Advertising-Budget über TikTok auf den Kopf hauen. Hier gibt’s eine kleine Übersicht der möglichen Werbeformate:

  • Hashtag Challenge
  • In-Feed Native Video
  • Branded Lenses/Effect
  • Custom Influencer
  • Brand Takeover
  • TopView (in Beta-Phase)

Aus Marketing-Sicht geht es oft darum schnell neue Märkte für sich zu reklamieren. Es geht darum die Nutzerschaft neuer, vielversprechender Apps mit einem passenden Profil und innovativen (Werbe-) Botschaften zu begeistern. Da ist es natürlich hinderlich, wenn große Teile der Welt früher auf bessere Möglichkeiten zur Reichweitensteigerung Zugriff haben. Aus Nutzer-Sicht ist aber vielleicht gerade das ein Vorteil. Viele Menschen möchten die Nutzung genießen, ohne immer wieder mit ungewollten (Werbe-) Botschaften konfrontiert zu werden. So hat jede Medaille wenigstens zwei Seiten. Umso wichtiger ist ein gutes Händchen für passenden Content. Denn ein unterhaltsames Marketingvideo kann durchaus viral gehen oder nervt zumindest weitaus weniger, als platte Werbeclips.

Wir hoffen dieser Fokus-Artikel hat dir geholfen deine TikTok Skills zu verbessern. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du uns jederzeit per Mail kontaktieren. Gerne beraten wir dich, um die besten Optionen für deine individuelle Marketing Strategie zu entwickeln.

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