Musik marketing blog

Spotify: Neues Promotion Feature

4.11.2020
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NICOLAJ GRUZDOV

Stelle dir vor, du könntest in den Empfehlungsalgorithmus von Spotify eingreifen und hättest Einfluss darauf, ob die Songs aus deinem Katalog öfter für personalisierte Empfehlungen aufgegriffen werden? Wie viel wäre dir das Wert?

Stelle dir vor, du könntest in den Empfehlungsalgorithmus von Spotify eingreifen und hättest Einfluss darauf, ob die Songs aus deinem Katalog öfter für personalisierte Empfehlungen aufgegriffen werden? Wie viel wäre dir das Wert?

Durch den Empfehlungsalgorithmus entdecken Spotify User 16 Milliarden Mal im Monat einen Artist, den sie noch nie zuvor gehört haben. Darauf kann die Firma zurecht stolz sein, denn heutzutage kann Musik oder ein/e neue/r KünstlerIn so einfach entdeckt werden, wie nie zuvor. Allerdings wächst die Masse an zu entdeckender Musik auch täglich weiter ins Unermessliche.

Daher werfen wir zuerst einen kurzen Blick auf die personalisierten Empfehlungen von Spotify:

Personalisierte Empfehlungen

Spotify personalisierte Empfehlungen
Quelle: Spotify

In der Grafik sind einige wenige Nutzersignale abgebildet, die in den Empfehlungsalgorithmus mit einfließen. Laut Spotify fließen noch tausende mehr Nutzersignale in unterschiedlichen Gewichtungen mit ein. Das hört sich nicht nur sehr kompliziert an, es ist auch sehr kompliziert. Aber letztendlich ist alles auf das Ziel ausgerichtet den NutzerInnen individuell den perfekten Song zum perfekten Zeitpunkt vorzuschlagen.

Spotify „Discovery Mode“ – so oder so ähnlich

Als Test in den USA geht bald Spotify’s neues Promotion-Tool online, das Labels und KünstlerInnen einen gewissen Einfluss auf die Empfehlungsalgorithmen gestattet. Das funktioniert voraussichtlich auf zwei unterschiedliche Arten: Die erste Möglichkeit bilden Autoplay Songs, die abgespielt werden, nachdem eine Person ein Album oder eine Playlist basierend auf der vorherigen Nutzung durchgehört hat. Die zweite Möglichkeit ist die Platzierung im Spotify Radio, worin Spotify eine Auswahl an Songs und KünstlerInnen zusammenstellt, basierend auf dem Song oder Artist, den ein User ausgewählt hat.

Wie können KünstlerInnen und Labels das neue Feature nutzen? Ganz einfach: indem sie dafür bezahlen. Aber anders, als man es sich im ersten Moment vorstellen würde. Spotify möchte das Feature allen KünstlerInnen zur Verfügung stellen, egal auf welcher Sprosse der Karriereleiter sie sich gerade befinden. Daher wird man nicht im Vorfeld für die Leistung bezahlen müssen. Die eigentliche Bezahlung findet praktisch während der Promotion statt.

… labels or rights holders agree to be paid a promotional recording royalty rate for streams in personalized listening sessions where we provided this service. - Quelle: Spotify Blog

Wenn ein Song vom Artist oder von einem Label ausgewählt und für die priorisierte Auslieferung über den Algorithmus mehr Usern vorgeschlagen wird, wird für die daraus entstehenden Streams weniger ausgezahlt. Bums, Aus, Nikolaus.

Wie genau die Reduzierung der Streaming Royalties aussieht, steht wohl aktuell noch nicht fest. Fest steht aber, dass Spotify einen weiteren Weg testet, insgesamt etwas weniger Geld an die RechteinhaberInnen der Musik auszahlen zu müssen. Auf einzelne KünstlerInnen betrachtet, fällt das vielleicht auch gar nicht so sehr ins Gewicht. Denn wenn man von ‚wenig‘ noch ‚etwas‘ abgibt, bleibt halt am Ende ‚etwas weniger‘ übrig. Ob der Mehrwert durch die priorisierte Auslieferung die geringere Auszahlung ausgleicht oder sogar überwiegt, muss im Einzelfall bewertet werden.

Grundsätzlich gilt häufig: wer mehr Geld in eine Aktion reinpumpt, bekommt auch einen größeren Marktanteil. Hier würde entsprechend gelten: wer über einen längeren Zeitraum auf die volle Lizenzgebühr von Spotify verzichten kann, kann seinen Marktanteil gegenüber den anderen Marktteilnehmern steigern (zumindest innerhalb von Spotify). Das ist zugegeben noch etwas theoretisch betrachtet, da es ja noch keine genaueren Zahlen über Anteil gibt, auf den man verzichten müsste.

Im Prinzip kann man das Ganze auch als Beteiligung verstehen. Wenn Spotifys Tool wirkt, behält Spotify sich einen Share der Royalties ein. Wenn nicht, gehen alle „leer“ aus.

Auf der anderen Seite ist es auch positiv zu sehen, dass sich das Streaming Universum immer weiterentwickelt und so auch KünstlerInnen ermöglicht von Menschen entdeckt zu werden, die sonst mit hoher Wahrscheinlich nie auf die Musik gestoßen wären.

Fazit

Wie schön einfach wäre das: Wir drücken den „Spotify-Promotion-An-Knopf“ und alles, was wir noch tun müssen, ist den Millionen an Streams bei Wachsen zuzuschauen, die uns in der Spotify for Artists App sogar in Echtzeit angezeigt werden.

Nun ja, das wird auf legalem Weg nicht passieren und dazu ist dieses Tool auch nicht gemacht. Denn wie Spotify stets betont: Es geht immer um den User und darum, was die Person genau jetzt hören möchte. Und am Ende entscheidet auch immer der/die NutzerIn, welche Musik er oder sie hören will und welche nicht. Auch innerhalb des neuen Promotion Features wird Spotify schnell merken, welche Songs bei den jeweiligen HörerInnen ankommen.

If the songs don’t perform well, they’ll quickly be pulled back. Listener satisfaction is our priority – we won’t guarantee placement to labels or artists, and we only ever recommend music we think listeners will want to hear. - Quelle: Spotify Blog

Sobald das Feature auch in Deutschland verfügbar ist, werden wir es sicher ausprobieren und halten euch auf dem Laufenden.

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