YouTube ist für Musiker*innen weit mehr als nur ein Videospeicher. Die Plattform kann eine Goldmine für nachhaltige Einnahmen sein. Von Werbeschaltungen über Kanalmitgliedschaften bis hin zu Content ID: Wer die richtigen Hebel kennt, kann deutlich mehr verdienen als mit reinen Streaming-Erlösen.
Fast jede*r Künstler*in betreibt einen eigenen YouTube Kanal. Dabei wird dieser oft nur als Halde für Musikvideos genutzt. YouTube kann für Musiker*innen so viel mehr sein – und vor allem eine solide Einnahmequelle bilden, wenn man es richtig angeht. In vielen Fällen ist hier sogar deutlich mehr zu holen als auf anderen Social Media Plattformen. Immer wieder kommen wir in Beratungen auf den Punkt der YouTube Optimierung und Monetarisierung zu sprechen, weshalb wir in diesem Newsletter einen kleinen Überblick über die gängigsten Möglichkeiten geben wollen, wie Künstler*innen (mehr) Kohle mit der Videoplattform über die reguläre Streaming-Vergütung hinaus verdienen können.
Zum Einstieg eine wichtige Anmerkung: Bevor man sich mit Monetarisierung befasst, sollten zuerst die Basics stimmen! Das bedeutet, dass regelmäßig neuer Content hochgeladen werden sollte (Longform Videos, Shorts, Stories, Community Posts), sinnvolles Tagging, eine fortlaufende Content- sowie Channel-Optimierung und eine zielgerichtete Kommunikation mit den Abonnent*innen stattfinden muss. Monetarisiert wird in den meisten Fällen Watch-Time, Interaktion oder Musiknutzung. Habe ich nichts davon, kann ich auch nichts monetarisieren.
Um auf YouTube Einnahmen erzielen zu können, muss der Kanal für das YouTube-Partnerprogramm (YPP) freigeschaltet sein. Erst mit der Aufnahme ins Programm können Funktionen wie Werbeschaltung, Super Thanks, Kanalmitgliedschaften oder YouTube Shopping aktiviert werden.
Neben den regulären Streaming-Einnahmen und Content ID ist die Monetarisierung über Werbeschaltung wohl die bekannteste Monetarisierungs-Option auf YouTube. Die Sache ist ziemlich simpel erklärt: Du verdienst Geld, wenn auf deinen Videos Anzeigen geschaltet werden (Pre-Roll, Mid-Roll, Banner, Overlay). Dafür gibt’s aber ein paar Voraussetzungen.
Je nach Content-Format gelten unterschiedliche Zugangskriterien:
Um Longform Videos monetarisieren zu können, muss dein Kanal diese Voraussetzungen erfüllen:
Um Shorts monetarisieren zu können, muss dein Kanal diese Voraussetzungen erfüllen:
Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, kann der Kanal im YouTube Studio zur Monetarisierung angemeldet werden. Nach erfolgreicher Prüfung durch YouTube werden die Funktionen schrittweise freigeschaltet.
Kleiner Hinweis: Monetarisiere nicht nur Musikvideos, sondern auch Behind-the-Scenes-Clips, Interviews, etc. da diese manchmal sogar noch besser für Werbung geeignet sind.
Musikvertriebe registrieren ihr Repertoire im sogenannten YouTube Content ID System, in dem die jeweils Beteiligten an den Musikrechten hinterlegt werden. Wenn jemand einen der registrierten Song (mit oder ohne Video) auf YouTube hochlädt, können Rechteinhaber*innen die damit erzielten Einnahmen beanspruchen oder den Content blockieren. Hast du Songs, zu denen deine Fans gerne auch Lyric Videos oder Fan Cover hochladen und viele Views erzielen, kann sich das ggf. gut rechnen. Informiere dich daher, ob dein Musikvertrieb deine Songs im Content ID System registrieren kann.
Du kannst YouTube auch als Fan Funding Plattform verwenden. Fans können deinen Kanal für einen monatlichen Beitrag (z. B. 2,99 €, 4,99 € oder mehr) unterstützen und bekommen exklusive Inhalte oder Emojis. Auch dafür gibt’s wieder ein paar Voraussetzungen, u.a. die Teilnahme am YouTube Partnerprogramm (siehe oben). Wenn du dich für diese Option entscheidest, solltest du deinen Supportern auch regelmäßig exklusive Inhalte anbieten, wie bspw. exklusive Livestreams oder Probenmitschnitte, Song-Demos oder unveröffentlichte Tracks oder frühzeitigen Zugriff auf Musikvideos.
Super Chat, super Thanks und Super Sticker sind weitere Optionen, mit deinem YouTube Kanal über das YouTube-Partnerprogramm Einnahmen zu erzielen. Das Ganze funktioniert in Livestreams. Super Chats und Super Sticker werden als bunte Chatnachrichten und animierte Bilder in deinem Livechat-Feed angezeigt. Wenn ein*e Zuschauer*in einen Super Chat oder Super Sticker kauft, bleibt das jeweilige Profilbild eine Zeit lang oben im Livechat-Feed sichtbar, bzw. die Nachricht wird im Livechat hervorgehoben. Die Dauer hängt vom Kaufbetrag ab. Diese Features eignen sich nicht für alle Artists, können aber witzige und finanziell wertvolle Tools sein, wenn Künstler*innen eine entsprechende Zielgruppe haben und regelmäßig live gehen. YouTube behält dabei rund 30 % der Einnahmen.
Auch auf YouTube kann man Merch verkaufen und zwar nicht nur in Livestreams mit der direkten Aufforderung an die Fans, sondern auch passiv durch Einbindung von Produkten unter Videobeschreibungen, in Infocards und Endcards.
Voraussetzung dafür ist die Teilnahme am YouTube Partnerprogramm sowie ein offizieller Shop-Partner, wie z.B. Merchbar, Spring, Spreadshop, Shopify, etc. Am besten funktionieren Merch-Integrationen normalerweise dort, wo Fans emotional mitgehen, also beispielsweise bei Live-Mitschnitten oder Tour Vlogs o.ä.
Die Erlösverteilung richtet sich dabei nach dem verwendeten Shop-System. YouTube selbst erhebt keine direkte Verkaufsprovision. Die Shop-Partner berechnen ihre üblichen Transaktions- oder Lizenzgebühren.
Last but not least – natürlich gibt es auch Sponsorings und Marken-Kollabs, die wie klassische Werbedeals funktionieren und beinhalten, dass Künstler*innen die jeweiligen Produkte organisch in ihren Content einbauen. Häufig geht es dabei um Endorsements oder zeitlich begrenzte Kollaborationen zu Saisonprodukten, aber auch langfristige Deals sind möglich, wenn Marke und Artist Image auf verschiedene Ebenen harmonieren.
Eine gute Monetarisierungs-Strategie ist in der Regel immer ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen, der an den individuellen Zielgruppenstrukturen und Eigenschaften der Künstler*innen ausgerichtet ist. Je vielseitiger so eine Strategie aussieht, desto stabiler können die Einkommensströme werden.