CROWDFUNDING FÜR MUSIKER*INNEN + INTERVIEW MIT ZIBBZ
Gerade am Anfang einer Karriere ist Geld immer ein großes Thema, wenn es um neue Projekte geht. In diesem Artikel findest du nützliche Tipps für dein nächstes Crowdfunding Projekt.
Das neue Jahr hat begonnen und damit steht auch bei vielen Musikern die Frage im Raum, was der nächste große Wurf 2018 sein wird. Auch wenn die Konzerte gut laufen und Platten-Verkäufe zu vermelden sind, ist es insbesondere in Zeiten, in denen die Musikhörer praktisch nichts mehr für ihre Lieblingssongs ausgeben möchten, immer schwerer das notwendige Geld für Tonstudio, Presswerk, Marketing und Co. aufzutreiben. Wir haben hier ein paar hilfreiche Tipps für deine nächste Projektfinanzierung mit Crowdfunding!
Crowdfunding: Shut up and take my money … 😉
Beim Crowdfunding geht es allgemein darum, ein Produkt oder ein Projekt vorzufinanzieren, bevor man überhaupt mit der Herstellung begonnen hat. Grundsätzlich kann so ein Vorgehen sinnvoll sein, wenn man nicht selbst über das nötige Eigenkapital zur Herstellung verfügt, oder wenn man vor der Produktion herausfinden möchte, ob das eigene Produkt überhaupt Aufmerksamkeit und einen Kauf-Willen beim Fan erzeugt.
Schlägt das Crowdfunding nicht an, hat man lediglich Zeit, aber kein Geld verloren. Ist das Crowdfunding ein Erfolg, hat man im Vorfeld nicht nur Geld, sondern auch Kundschaft bzw. neue Fans gewonnen. Ein wichtiger Vorteil so einer Herangehensweise ist, dass du durch die Promo für deine Crowdfunding-Kampagne auch gleichzeitig deine Musik und dich als Künstler bekannter machen kannst. Sollte deine Kampagne aber nicht akribisch geplant und realistisch umsetzbar sein, kann diese fehlschlagen und du musst die Kosten für dein Projekt nach wie vor aus eigener Tasche blechen.
Crowdfunding wird in der Regel als Kampagne aufgebaut. Insbesondere für Musiker gibt es eine Vielzahl solcher Plattform-Anbieter, die dir teilweise auch mit Rat und Tat zur Seite stehen, um eine gelungene Kampagne auf die Füße zu stellen. Man meldet sich bei einer solchen Plattform an, plant sein Crowdfunding Projekt und startet damit, mögliche Fans oder Kunden auf die Kampagne aufmerksam zu machen. Den Aufwand für die Planung solltest du allerdings keinesfalls unterschätzen. Überlege dir, wie viel Geld du tatsächlich benötigst und bedenke, was deine Fans bereit sind für Dein Produkt (Album, Merch, Tourtickets etc.) zu zahlen. In Zeiten von Spotify und Co. ist es keine leichte Aufgabe, einen Musikhörer vom Geldwert einer Melodie zu überzeugen – insbesondere da der Markt voll von hoffnungsvollen Newcomern ist, die alle gleichermaßen um die Aufmerksamkeit und die Kohle der Musikhörer buhlen.
Beim Stöbern auf den verschiedenen Crowdfunding-Plattformen findest du sicherlich auch die ein oder andere geeignete Seite für dein Vorhaben.
Der Projekt-Verlauf – get it done!
Grundsätzlich solltest du eine Crowdfunding Kampagne wie ein professionelles Projekt betrachten. Bei jedem Projekt gibt es eine Vorbereitungsphase, einen Kick-Off (Startpunkt), eine Umsetzungsphase, ggf. mit Zielkorrekturen, und eine Abschlussphase sowie eine Nachbereitungsphase. Ein vereinfachtes Modell mit ein paar wichtigen Checkpoints findest du in der Grafik. Ziele können sich im Laufe einer Kampagne ändern, daher ist es immens wichtig, dass man an jedem Meilenstein bzw. Checkpoint kurz reflektiert, ob das Ziel und der Weg dorthin nach wie vor wie geplant umsetzbar sind. Ein Crowdfunding Projekt ist kein Selbstläufer. Du wirst viel Zeit einplanen müssen, um über die Dauer Deiner Kampagne am Ball zu bleiben. Das merken auch deine Unterstützer und Fans und fühlen sich am Ende des Tages wohler dabei, wenn ihr Geld einem tatkräftigen Projektleiter/Musiker voller Power und Willenskraft zu Gute kommt.
Den richtigen Playground wählen
Es gibt einen Haufen augenscheinlich guter Crowdfunding-Plattformen. Leider sind nicht alle Plattformen für jede Projektart geeignet. Suche dir eine Plattform mit Musik-Bezug. Es könnte auch hilfreich sein, Kontakt mit Bands aus deinem Umfeld aufzunehmen, deren Kampagnen gerade laufen, erfolgreich waren, oder fehlgeschlagen sind. Feedback und Kommunikation sind immer wichtig auf dem Weg ins professionelle Musikbusiness. Schau dir auch ruhig an, ob es auf bestimmten Plattformen schon erfolgreiche Kampagnen gab, die eine ähnliche Musikrichtung aufgreifen. Auch die Supporter müssen einen Account auf der Plattform anlegen und die wenigsten Menschen möchten tausende Profile auf verschiedenen Seiten verwalten müssen, daher ist deine Chance auf den Plattformen größer, auf denen schon mal das richtige Zielpublikum vor Ort ist.
Kalkulieren, nicht raten!
Angenommen, bei deinem Projekt geht es um ein neues Album und deine Studioaufnahmen inkl. CD-Produktion kosten 10.000 EUR. Es empfiehlt sich niemals, eine zu hohe Crowdfunding-Summe von den Supportern zu verlangen. Ein bisschen Eigenkapital musst du immer in die Hand nehmen, um deine Ziele zu erreichen. Setze bei so einem Kapitalbedarf beispielsweise eine etwas niedrigere Summe von 6000 EUR an, das ist leichter zu erreichen in der Laufzeit deiner Kampagne (meistens 3 Monate). Mehr geht immer! Wenn dein Projekt überzeugt, werden dir die Fans auch gerne über deine Zielsumme hinaus helfen. Bedenke auch, welchen Gegenwert du anbieten kannst. Einfach nur zu sagen, dass Du für 10 EUR eine CD an deine Unterstützer schickst, reicht nicht ganz aus, um im hart umkämpften Markt bei Musikfans Aufmerksamkeit zu erzeugen. Damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt angekommen.
Die richtigen Goodies für deine Fans
Deine Gegenleistungen werden auf den meisten Plattformen als „Dankeschön“ bezeichnet. Dabei solltest du darauf achten, nicht einfach einen Preis an dein „Dankeschön“ zu heften, sondern verschiedene Möglichkeiten anzubieten, die deine Fans sonst nicht so einfach bekommen können. Deine CD könnten sie ja im Notfall auch noch nach der Produktion kaufen. Werde kreativ und biete Besonderheiten wie z.B. Freikarten für deine Konzerte, limitierte Merch-Editions oder Wohnzimmerkonzerte neben deiner CD an. Bei den Geldwerten für diese Produkte oder Leistungen solltest du ebenfalls einen kühlen Kopf bewahren und nicht zu viel auf einmal wollen. Denke daran, dass du nach dem hart erarbeiteten Geld der Menschen fragst, und reflektiere auch, wofür du selbst welchen Betrag ausgeben würdest.
Storytelling im Projektmanagement
Jedes Produkt braucht eine gute Story und einen tollen Mehrwert, um heutzutage zu überzeugen. Erzeuge deine eigene kleine Welt um deine Musik und lade deine Fans dazu ein. Dafür musst du kein zweites Mittelerde erschaffen, sondern lediglich ein gutes Konzept und einen packenden Ansatz bieten, der deinen Fans das Geld wert ist, um dem Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen. Diese Story kannst du sowohl schreiben als auch per Videobotschaft übermitteln. Wir empfehlen beides, denn Auge und Ohr sind das, womit deine Fans auch deine Produkte wahrnehmen.
Promo-Kanäle – be heard, be seen!
Eine gute Promotion zieht sich durch deine gesamte Karriere und ist somit auch Bestandteil dieses Abschnitts. Wichtig ist vor allem der Bereich Social Media, weil du hier in direkten Kontakt mit deinen Fans treten kannst. Überlege dir also auch für deine Profile auf Facebook, Instagram, YouTube und Co. eine gute Kampagne mit gezielten Posts und geeignetem Bildmaterial, das deine Crowdfunding Kampagne unterstützt. Auch kleine Videobotschaften über den aktuellen Stand des Crowdfundings und ein paar persönliche Dankesworte zwischendurch sind gerne gesehen. Tipps für Erfolge im Social Media Bereich bekommst Du u.a. auch in unseren weiteren Blogartikeln.
Der Austausch mit der Masse – kommuniziere mit deinen Unterstützern
Der Austausch mit deinen Fans ist vor, während und nach deiner Crowdfunding Aktion essentiell für deinen Erfolg. Daher kann deine Fankommunikation mitunter danach richtig zeitintensiv werden. Wenn du in deinem Umfeld schon einen gewissen Status als Künstler hast, kannst du auch mit Radiointerviews punkten und die Supporter direkt ansprechen, bzw. Grüße und Dank übermitteln. Wichtig ist, dass du die Fans nicht einfach im Stillen lässt, wenn du deine finanziellen Ziele erreichen konntest. Ganz im Gegenteil! Wenn du über deine Crowdfunding Kampagne sogar neue Fans dazu gewinnen konntest, solltest du diese auch danach mit News und kleinen Aufmerksamkeiten versorgen. Dazu musst du nicht jedes Mal Geschenke verteilen, aber der persönliche Kontakt z.B. über soziale Netze gibt deinen Supportern das Gefühl, für dich nach wie vor wichtig zu sein. Da kommen die meisten gerne auch mal auf ein Konzert, kaufen Merch oder dein nächstes Album. Darüber hinaus verfolgen auch die ein oder anderen Plattenfirmen gerne mal solche Projekte und nutzen Crowdfunding Plattformen manchmal für ihre A&R Prozesse. Insofern können im Internet mehr Chancen lauern, als du vielleicht auf den ersten Blick erahnen magst.
Ein richtig gutes Beispiel für eine erfolgreiche Crowdfunding Kampagne lieferte die Band ZIBBZ aus der Schweiz. Hier findest Du Inspiration.
ZIBBZ im Interview! 6 Fragen und Antworten:
Wie groß war der Aufwand in der Vorbereitungsphase eurer Crowdfunding Kampagne? Was gab es dabei zu beachten?
„Der Aufwand ist relativ groß, aber auch das A und O beim Crowdfunding. Denn nur die Präsentation entscheidet, ob Fremde in dein Produkt investieren oder nicht. Es soll sympathisch und interessant, aber auch übersichtlich und nicht allzu lang sein. Das Ziel muss realistisch sein und die Gegenleistungen möglichst attraktiv.“
Gab es Tipps und Unterstützung von der Plattform?
„Wir haben unser Crowdfunding mit wemakeit.ch realisiert. Sie waren sehr hilfreich und beantworteten alle unsere Fragen (z.B. Feedback bezüglich Gegenleistungen etc.)“
Welche Tipps könnt ihr Bands für die Kommunikation mit ihren Fans während einer Crowdfunding Kampagne an die Hand geben?
„Es ist wichtig ehrlich und transparent zu sein, damit sie Teil des Projekts sein können. Am besten zeigt ihr auch den eigenen Aufwand, damit sie wissen, wie sehr ihr an euren eigenen Traum glaubt, und dass sie ein wenig Einblick in euer Leben haben können. Lasst die Leute in eure Welt eintauchen und beantwortet alle Fragen. E-Mail Adressen unbedingt sammeln, damit ihr in Zukunft alle News & Konzerte melden könnt!“
Welche Belohnungen haben am besten funktioniert? Was ist dabei zu beachten?
„Interessanterweise wurde das 120 Schweizer-Franken Angebot am meisten verkauft. Dies variiert jedoch von Land zu Land. Wenn ihr Konzerte oder andere größere Angebote macht, limitiert diese (Exklusivität ist Attraktiv)!“
Das war das 120 CHF Paket: Golden Päckli: Neue signierte CD + persönliche Dankkarte + Zibbz-Tshirt (in deiner Grösse) + Bonus Downloadlink + namentlich erwähnt im Booklet + 15min Skype mit Zibbz (Kurz-Konzert oder auch einfach nur schwätzä!)
Welcher Aufwand kommt nach der Kampagne auf eine Band zu, wenn alles gut gelaufen ist und die Wunschsumme erreicht wurde – Thema Nachbereitung?
„Der Aufwand ist natürlich von den Gegenleistungen abhängig. Es ist wichtig, guten Kontakt zu halten und die Spender zu informieren, wenn es News gibt. Am besten startet ihr einen monatlichen Newsletter!“
Gab es besondere Erfahrungen, die ihr bei eurer Crowdfunding Kampagne gemacht habt?
„Wir waren überrascht, wie viele Menschen mitgeholfen, gespendet und geshared haben! Der Wunschbetrag war nach 5 Tagen erreicht und wir verdoppelten ihn sogar!“
Wir danken ZIBBZ ganz herzlich für diesen Einblick in ihre Erfahrungen und hoffen, dass du ein paar hilfreiche Tipps für deine nächste Kampagne mitnehmen kannst!